
Gestern ist Ephraim wieder nach Leipzig geflogen, und ich habe nun Zeit, meine Eindrücke hier zu hinterlassen.
Anfang November sind Ephraim und ich übers Wochenende in das Haus des McGill Outdoors Club gefahren. Von dort aus kann man schöne Wanderungen in die Laurentian Mountains unternehmen. Unser ursprünglicher Plan, in einen weiter entfernten Nationalpark zu fahren und dort zu wandern und zu zelten, wurde durch das Ende der Saison durchkreuzt. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln kommt man leider nicht weit, und ein Auto zu mieten lohnt sich für zwei Personen einfach nicht. Außerdem sind angeblich auch die meisten Wanderwege gesperrt. Doch unsere Lösung schien uns auch ganz angenehm, zumal das Wetter schon ziemlich frisch wurde, und so wanderten wir frohgemut am Samstagmorgen los. Unsere gute Laune änderte sich das erste Mal, als uns ein Orstansässiger davon abriet, in diesem Gebiet wandern zu gehen, da dies der erste Tag der Jagdsaison sei. Überall wären Jäger unterwegs, und wir seien mit unseren braunen Jacken nun auch nicht entsprechend gekleidet. Natürlich wollten wir uns von unserer Wanderung nicht abbringen lassen. Ephraim kramte sein gelbes Halstuch hervor, und ich zog meine weiße Regenjacke über, so dass wir für die Jäger sichtbar wurden. Vorsichtshalber haben wir auch den ganzen Weg über laut geredet und gesungen, und das war gut so! Nach zwei Stunden nämlich begegneten wir zwei Jägern, die sich uns ganz aufgeregt näherten. Sie hatten das Weiß meiner Regenjacke durch die Bäume schimmern sehen, und weiß ist wohl zu dieser Jahreszeit die Erkennungsfarbe des Wilds (der weiße Bauch hebt sich eben von dem braunen Laub besser ab). Die Jäger dachten tatsächlich, sie könnten fette Beute machen, aber zum Glück waren wir laut genug! So kann man sich täuschen! Ich habe natürlich sofort meine Jacke ausgezogen und mich statt dessen lieber mit neonfarbenen Wimpeln geschmückt, die zur Wegmarkierung an einigen Bäumen hingen (ich sah aus wie ein Weihnachtsbaum). Den Rest des Weges konnten wir dann ganz unbehelligt fort setzen, und konnten dabei seltene Vögel und Biberdämme bewundern.
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